Baubetrieb und Bauverfahrenstechnik, Bauwirtschaft und Baumanagement

Workshop CO2 neutrale Baustelle

Logo Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK)
Logo Stadt der Zukunft
Logo Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft

Zu dem im Rahmen des Forschungsprogramms „Stadt der Zukunft“ des Bundesministeriums für Klimaschutz (BMK) durch die FFG geförderte F&E-Projekt „CO2 neutrale Baustelle“, das vom Forschungsbereich Baubetrieb und Bauverfahrenstechnik in Kooperation mit der Ressourcen Management Agentur (RMA) durchgeführt wird, fand am 28. April 2021 ein Workshop mit ExpertInnen aus der Praxis statt. Aufgrund der Corona-Pandemie fand der Workshop digital über die Plattform „Zoom“ statt. Das Ziel der Veranstaltung war es, erste Zwischenergebnisse des Forschungsprojekts zu präsentieren und einer Einschätzung durch die anwesenden ExpertInnen zu unterziehen.

Die Experten setzten sich hauptsächlich aus Bauunternehmern und Bauherrenvertretern zusammen.

 

 

Tätigkeitsfeld der Teilnehmer*innen
Statistische Grafik zu den Tätigkeitsfeldern der Teilnehmer*innen

Im ersten Teil des Workshops wurden in einer Keynote von der RMA die Systemabgrenzung und die Methodik dargelegt. Das betrachtete System beschränkt sich auf die Errichtungsphase (laut ÖNORM EN 15978:2011), die sich aus den Phasen Transport (A4) und Errichtung/Einbau (A5) zusammensetzt, sowie auf die Phasen Rückbau/Abriss (C1) und Transport (C2) der Abrissmaterialien der Entsorgungsphase. Das bedeutet, dass sämtliche Vorketten – Rohstoffbeschaffung, Transport der Rohstoffe und Produktion der Baumaterialien/Bauteile sowie die gesamte Nutzungsphase nicht miterfasst werden. Auch die Personentransporte von und zur Baustelle sind gemäß der Norm ausgeklammert. Dadurch liegt der Fokus ausschließlich auf den Prozessen auf der Baustelle sowie dem Transport der Baumaterialien.

Die Methodik, die CO2-Bilanz (gemessen in CO2-Äquivalenten) zu neutralisieren, besteht aus drei Schritten: Verringerung der Emissionen durch organisatorische Maßnahmen und technologische Entwicklungen, Substitution von nicht erneuerbarer Energie durch erneuerbare Energie, die entweder vor Ort produziert oder zugekauft wird und schließlich durch Kompensation.

Schrittweise Neutralisierung der CO2-Bilanz
Balken-Grafik zur CO2-Reduktion

Anschließend wurden erste Zwischenergebnisse eines Szenarios bis 2023 für eine Musterbaustelle (Wohnbau) präsentiert. Der CO2-Ausstoß der Musterbaustelle (vor den Maßnahmen) beträgt 311 t CO2, das entspricht 18 kg CO2 pro m² BGF oder 1,5 t CO2 pro Wohneinheit. Dem Szenario zufolge könnten 23 % des CO2 bereits mit einsatzfähigen Technologien eingespart werden, bevor kompensiert werden muss. Diese Werte wurden zum besseren Verständnis mit einigen anderen typischen Emissionskennwerten in Relation gesetzt. Für einiges an Diskussion unter den Teilnehmern sorgte der Vergleich des CO2-Ausstoßes von Bauprozessen und der Erzeugung von Baumaterialien und Baustoffen, der bis zu 20-mal so hoch ist, wie die Emissionen beim Bauen selber.

Im Anschluss an die Keynote wurde in einer Live-Umfrage erhoben, wie hoch die Verringerungspotentiale der einzelnen Schritte in den Bauphasen bzw. Kategorien nach ÖNORM EN 15978:2011 der Meinung der Experten nach sind. Die größten (relativen) Einsparpotentiale wurden in den Bereichen Transporte, Heizung/Kühlung und Erdbauarbeiten identifiziert.

Wie hoch schätzen die Workshop-Teilnehmer*innen das Verringerungspotential durch technologische Maßnahmen ein?
Statistische Grafik zum Verringerungspotential

Der Workshop fand einen gemütlichen Ausklang in zwei verschiedenen Diskussionsrunden zu den Themengebieten Bauprozesse bzw. Erneuerbare Energien, die jeweils von den Mitarbeitern der TU Wien bzw. der RMA moderiert wurden. Die Teilnehmer zeigten großes Interesse und diskutierten eifrig über die vorhandenen Potentiale sowie über den zeitlichen Horizont der Verwirklichung einer CO2 neutralen Baustelle.

Autor: Univ.Ass. DI Maximilian WEIGERT