Baubetrieb und Bauverfahrenstechnik, Bauwirtschaft und Baumanagement

MABA / Semmering (2018)

Exkursion am 22. Jänner 2018 zu MABA Fertigteilindustrie und Semmering Basistunnel

Bericht: Gregor Novak, Juliane Sigl
Fotos: Leopold Winkler, Gregor Novak, Juliane Sigl

Die Exkursionsgruppe vor dem Unternehmensgebäude der MABA Fertigteilindustrie GmbH
Alle Exkursionsteilnehmer stehen vor dem Firmengebäude.

Am 22. Jänner 2018 wurde im Rahmen der "Exkursion aus dem aktuellen Baubetrieb" die Niederlassung der Firma MABA Fertigteilindustrie zwischen Wöllersdorf und Bad Fischau, sowie die Baustelle des Semmering-Basistunnels im Abschnitt zwischen Gloggnitz und Maria Schutz besucht.

Nach Empfang durch Thomas Hauer und Jürgen Strohschneider (beide MABA) in der Eingangshalle der Firma MABA Fertigteilindustrie durfte die Exkursionsgruppe in einen kurzen Vortrag über die Arbeitsfelder, Systemlösungen und Standorte der Firma erfahren.  Die Geschäftsfelder lassen sich in fünf Hauptgruppen: Hoch-u. Industriebau, Tiefbau, Straße, Bahn und Tunnel zusammenfassen.  Die Firma bietet in diesen Teilfeldern innovative Systemlösungen, die das volle Potential des Werkstoffs Beton ausschöpfen, an. In der Entwicklung und Forschung setzt das Unternehmen besonders auf intelligente und ökonomische Ergebnisse hinsichtlich des universellen Baustoffes Beton.

Die Exkursionsgruppe am Betriebsgelände der MABA Fertigteilindustrie GmbH
Alle Exkursionsteilnehmer stehen vor dem Firmengelände.

Das Highlight des Besuches bestand sicherlich aus der hochinteressanten Führung durch das Betriebsgelände. Diese gewährte mit ausführlichen Beschreibungen der Werksleitung einen sehr guten Einblick über die vielfältigen Produkte und deren Herstellungsverfahren. Auf dem Gelände wird für fast alle Produkte der Beton direkt vor Ort gemischt, der Rohstoff Zement kommt aus dem eigenen Zementwerk in Oberösterreich.

Begutachtung von Fertigteilen in einer der Produktionshallen
Die Exkursionsteilnehmer stehen in der Produktionshalle.

Die Werkstour führte an vielen Stationen vorbei. Angefangen von der Biegerei der Bewehrungseisen, der Stationen der Fertigteile von Wohnbausystemen, der Streckenausrüstungen wie Bahnsteigkanten, Streckenschwellen, Weichenschwellen und Fahrleitungsmasten der Bahn über die Lärmschutzwände mit schallabsorbierenden Rohstoffen bis zu den Modulen für temporäre Baustelleneinrichtungen. Die Gruppe wurde dabei auch Zeuge der Entstehung der Bahnsteigkanten und Randbordplatten der Wiener Linien und einigen weiteren Entstehungsprozessen in den großen Fertigungshallen. Interessante Details über die einzelnen Werkstücke und deren Einsatz wurden erläutert, wie zum Beispiel über die Fahrzeugrückhaltesysteme auf den Autobahnen und deren firmeninternen Straßentrupp der für den Austausch nach Unfällen sorgt. Momentane Forschungsarbeit wird in Richtung von schallabsorbierenden Lärmschutzwänden in Kombination mit Rückhaltesystemen geleistet. In den Teilbereichen Leitungsbau, Schutz- und Sicherheitseinrichtungen im Tiefbau genauso wie Entwässerungssysteme im Tunnelbau oder bei Abscheidern und Sickerschächten im Straßenbau bietet die Firma vielzählige Lösungen und Sonderlösungen an.

Nach dem Besuch des Werkes Wöllersdorf der Firma MABA ging die Exkursion zur Infobox des Projekts Semmeringbasistunnel in Gloggnitz. Seit dem Jahr 2012 wird hier am zukünftigen Tunnel zwischen Gloggnitz und Mürzzuschlag gebaut, Projektmitarbeiter Klaus Lechner (ÖBB) und der Mitarbeiter der örtlichen Bauaufsicht DI Thomas Koller (Ingenieurbüro Laabmayr) führten die Gruppe durch die Infobox und zum Zwischenanschlag Göstritz. Eine Besichtigung des Tunnels war aus Sicherheitsgründen leider nicht möglich.

Baustelleneinrichtungsfläche des Bauloses SBT 1.1 Tunnel Gloggnitz, NÖ
Blick auf das verschneite Gloggnitz.

Der 27,3 km lange zweiröhrige Tunnel soll im Dezember 2026 in Betrieb gehen, der Durchschlag ist für Ende 2022 geplant. Die Gesamtkosten für dieses Bauprojekt, das die Reisezeit zwischen Wien und Graz um 30 Minuten senken und die bestehende 160 Jahre alte Bahnstrecke entlasten soll, liegen bei 3,3 Mrd. €. Erste Pläne für die Errichtung des Tunnels gab es bereits in den 1980ern, 1994 begann der Bau eines Sondierstollens in Mürzzuschlag, allerdings musste das Projekt wegen naturschutzrechtlicher Bedenken eingestellt werden.

2005 begannen die Planungen für den „Semmering-Basistunnel neu“, aus dem Trassenauswahlverfahren ging die Trasse Pfaffensattel, die weiter südlich als die ursprünglich geplante liegt, hervor. Da der Tunnel als Flachbahn trassiert werden sollte, beträgt die maximale Steigung 8,7 ‰. Als Projektierungsgeschwindigkeit wurde 250km/h gewählt. Bei der Gestaltung des Portals wurde besondere Rücksicht auf den Status der Semmeringbahn und der umgebenden Landschaft als Weltkulturerbe gelegt, bei der Gestaltung des Portalbereichs in Gloggnitz wurde ein Gestaltungsbeirat hinzugezogen.

Vor Baubeginn wurden rund 42km Erkundungsbohrungen durchgeführt. Der Bau findet in 3 Abschnitten statt, dafür werden 3 Zwischenangriffe in Grautschenhof, Fröschnitzgraben und Göstritz angelegt. Wegen der schwierigen geologischen Verhältnisse können nur im mittleren Bauabschnitt auf einer Länge von 9,6km Tunnelbohrmaschinen eingesetzt werden, diese wurden bei NFM Technologies in Lyon gebaut und sollen ab April 2018 im Einsatz sein. Davor werden sie in einer Kaverne am Fuße des Zwischenangriffs Fröschnitztalgraben montiert.

Infobox Gloggnitz
Die Info-Box im Schnee.

Das 7 km lange Baulos SBT1-1 zwischen Gloggnitz und dem Zwischenangriff Göstritz wird von einer ARGE aus Implenia, HOCHTIEF und Thyssen Schachtbau im zyklischen Vortrieb gebaut, aktuell ist von Gloggnitz aus die Röhre 1, 2.400m vorangetrieben, die rechte Röhre 2 wurde später begonnen und ist somit 450m hinter der Röhre 1. Die Abschlaglänge beträgt je nach geologischen Verhältnissen zwischen einem und 1,7 Meter, es wird dabei im Dreischichtbetrieb gearbeitet. Das Ausbruchsmaterial wird ab dem ersten Querschlag mit einem Förderband aus dem Tunnel transportiert, da der Abraumtransport ab einer gewissen Länge nicht mehr möglich war. Dort wird das Ausbruchsmaterial mit einem Radlader auf Eisenbahnwaggons verladen, täglich werden so 36 Waggons zur Deponie in den Norden Wiens gebracht.

Das im Berg anfallende Wasser wird sowohl in Gloggnitz als auch in Göstritz vor der Einleitung in den Vorfluter in einer Gewässerschutzanlage gereinigt, in Göstritz wird zusätzlich auch die Einleittemperatur überwacht um eine Erwärmung des dortigen Vorfluters zu vermeiden.

Baustelleneinrichtungsfläche Göstritz
Die Baustelleneinrichtungsfläche Göstritz stark verschneit.

Für den Zwischenangriff Gröstritz wurde eine eigene Baustraße zur S16 angelegt, damit der Baustellenverkehr den Wallfahrtsort Maria Schutz umfahren kann. Im Herbst 2014 begannen hier die Arbeiten zur Hangsicherung für den Zwischenangriff und die dazugehörigen Baubetriebsflächen mit Bohrpfählen. Einem 1km langen Zugangsstollen folgen 2 senkrechte 250m tiefe Schächte mit Durchmesser 9 bzw. 11m, die aktuell abgeteuft werden. Das Ausbruchsmaterial wird momentan mit LKWs zur Deponie Longsgraben verbracht, in Zukunft soll diese Aufgabe ein Förderband übernehmen.

Im Gegensatz zum Zwischenangriff Fröschnitzgraben, der später der Belüftung des Tunnels und der dortigen Nothaltestelle dienen soll, wird der Zwischenangriff Göstritz wieder verschlossen.

Die Exkursionsteilnehmer am Gruppenfoto
Die Exkursionsteilnehmer vor einem überdimensionalen Foto-Rahmen am verschneiten Semmering.