Forschungskooperation Strabag Tunnelbau
Fakten und Details:
Projektbearbeitung: Dipl.-Ing. Tobias Bisenberger
Projektleitung: Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Gerald Goger
Projektzeitraum: 28.4.2017 – 30.4.2021
Kooperationspartner:
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Ausgangslage der Forschungskooperation
Der maschinelle Tunnelbau hat mit Beginn des 21.Jahrhunderts bei großen ÖBB Infrastrukturprojekten wie dem Ausbau der Westbahn zwischen Wien und St.Pölten bei der Tunnelkette Perschling oder dem Wienerwaldtunnel in Österreich Einzug gehalten. Dabei wurden erste Erfahrungen mit dem Betrieb und der Vergütung solch großer Tunnelbohrmaschinen generiert, welche bei den momentan laufenden Projekten Koralmtunnel und Brennerbasistunnel mitberücksichtigt wurden. Aufgrund der gewonnenen Erfahrungen bei diesen genannten nationalen aber auch internationalen Großprojekten ist der Gedanke nach einem innovativen, transparenten und objektiven Vertrags- und Vergütungsmodell gereift.
Im Zuge der Forschungskooperation zwischen dem Forschungsbereich Baubetrieb und Bauverfahrenstechnik und der Strabag (UB Tunnelbau) hat sich herauskristallisiert, dass ein innovatives Vertrags- und Vergütungsmodell für den maschinellen Tunnelvortrieb gefunden werden soll. Der Hauptgedanke hinter dem Modell ist, dass die im maschinellen Tunnelbau schwer zu quantifizierenden Risiken aufgrund dieses innovativen Vertrags- und Vergütungsmodelles in der Ausführungsphase bei der Abrechnung fair und objektiv zwischen Auftraggeber (AG) und Auftragnehmer (AN) zugeordnet werden. Anhand von objektivierten digitalen Maschinen- und Prozessdaten sollen die erbrachten Leistungen mit diesem neuen Vergütungsmodell abgerechnet werden können. Für beide vertraglich gebundenen Parteien entsteht ein Mehrwert an Transparenz in der Dokumentation. Die Folge daraus ist eine konfliktfreiere und partnerschaftliche Abrechnung des Tunnelprojekts.
Forschungsmethodik
Im ersten Schritt wird eine vergleichende Analyse der Vertrags- und Vergütungsmodelle im Tunnelbau weltweit (DACH-Raum, Skandinavien, angloamerikanischer Raum) durchgeführt, um einen fundierten Einblick in die derzeit praktizierten Vergütungsmodelle zu erhalten. Durch die Forschungskooperation haben sich Experteninterviews als sinnvolle Methode zur Herausarbeitung von Unterschieden und länderspezifischen Besonderheiten der angewendeten Vertrags- und Vergütungsmodelle herauskristallisiert. Bei dieser Analyse wird die Risikoverteilung und Sphärenzuordnung der einzelnen Vergütungs- bzw. Vertragsmodelle genauer unter die Lupe genommen.
Aufgrund dieser Grundlagenermittlung soll in einem dritten Schritt ein innovatives Vertrags- und Vergütungsmodell entstehen, welches eine möglichst automatisierte Abrechnung der digital erfassten Maschinen- und Prozessdaten zulässt. Bei Abweichungen zum vereinbarten Bauzeitplan bzw. Bauleistung soll es durch dieses innovative Vertrags- und Vergütungsmodell ein geringeres Konfliktpotenzial zwischen AG und AN geben. In diesem Modell wird eine schematische Sphärenzuordnung der möglicherweise auftretenden Störungen bzw. Behinderungen im Bauablauf getroffen. Die Zuordnung soll eine klare Auskunft darüber geben welchem Vertragspartner (AG oder AN) und in welchem Ausmaß die aufgetretene Bauzeitverlängerung bzw. Leistungsabweichung zuzuordnen ist.